„Hunde neu sehen – Seid ihr dabei?“
- Andrea Jumpertz
- 11. Feb.
- 3 Min. Lesezeit

Warum wir uns von alten Erziehungsmethoden für Hunde verabschieden sollten
Es werden heutzutage einfach längst überholte Methoden aus der Kindererziehung nach wie vor auf Hunde angewendet, weil sie als Tradition verwurzelt sind und nicht einfach so aufgegeben werden können.
Diese Methoden werden oft aus Gewohnheit übernommen, ohne dass sie hinterfragt werden. Es fehlt an aktuellem Wissen über Hundeverhalten, und viele Menschen verstehen nicht, wie wichtig eine positive, respektvolle Beziehung auf Vertrauensbasis ist.
Stattdessen wird oft auf Kontrolle und Autorität gesetzt, weil diese als schnelle und einfache Lösung erscheinen. Medien und Hundetrainer, die autoritäre Methoden verbreiten, verstärken diese Denkweise und ignorieren den emotionalen Zustand der Hunde.
Der Dominanzmythos und die falsche Vorstellung von Hundeverhalten
Trotz der Fortschritte im Verständnis von Hundeverhalten bleibt der Dominanzmythos in der Trainingsbranche weiterhin bestehen, vor allem durch soziale Medien und TV-Persönlichkeiten. Diese verbreiten die Vorstellung, dass Hunde unerwünschtes Verhalten zeigen, um Dominanz zu behaupten. Man hört dann oft: "Der Hund muss gehorchen, meine Regeln müssen durchgesetzt werden." Aber warum eigentlich? Warum kann ein Hund nicht auch einmal widersprechen? Hunde müssen nicht erzogen werden – sie sind fühlende Wesen, die sich verstanden und gehört fühlen wollen und müssen. Keine Angst...
Was Hunde wirklich durch Dominanz ausdrücken
Oft wird das Verhalten von Hunden als "dominant" bezeichnet, weil sie damit scheinbar Raum einnehmen oder Grenzen setzen. Aber das ist ein Missverständnis. Hunde tun dies nicht, um zu provozieren, sondern um Konflikte zu lösen. Wenn ein Hund nachgibt, wenn der andere um eine Ressource bittet, basiert diese Entscheidung auf Erfahrungen und Signalen. Hund-Hund-Beziehungen sind dynamischer, als die Dominanztheorie es zulässt. Hunde, die sich häufig dominant verhalten, sind eher unsicher. Wahre "Alpha"-Hunde sind ruhig und zurückhaltend, sie übernehmen Verantwortung, aber sie können auch nachgeben.
Dauerndes Nachahmen durch Blocken von Hunden spricht also so gar nicht für eine Führungsperson und Nachgeben ist auch mal Größe. Diese Raum nehmen und Grenzen setzen Methode hat überhaupt keine Basis und ist bloßer Unsinn. Das ist eher eine menschliche Eigenschaft.
Warum Hunde zunehmend aggressiv scheinen
Viele Menschen glauben, sie müssten ihre Hunde kontrollieren, weil sie Angst vor aggressivem Verhalten haben. Es fehlt oft das Vertrauen in den Hund, und das Gefühl, als "Alpha" wahrgenommen werden zu müssen, verstärkt das Kontrollbedürfnis Hunden gegenüber. Dies wird von Trainern und Medien, die aggressive Hunde zeigen, unterstützt, obwohl diese Hunde oft nur bedroht oder ängstlich sind.
Sie zeigen Verhaltensweisen, die als aggressiv wahrgenommen werden, aber es sind Hunde, die sich nicht gehört fühlen lange vorher. Niemand der sich nicht gehört fühlt in seinen Bedürfnissen und Emotionen mag dann abermals bedroht werden. Da gilt es schon ein großes Feingefühl und Wissen über Hundeverhalten zu haben, um diese Hunde wieder zu heilen. Auch sie zeigen Momente der Erholung und andere Lösungen des Konfliktes, wenn man sie lässt. Selbst wenn sie tausende Male nicht gehört worden sind. Das macht Hunde tatsächlich aus und wir sollten das sehen.
Die Bedeutung einer respektvollen Kommunikation und tieferen Sicht von Hundeverhalten
Die Lösung liegt nicht im Bestrafen oder im reinen Trainieren von Verhalten. Solange die emotionalen Bedürfnisse des Hundes nicht berücksichtigt werden, bleibt das Problem bestehen. Hunde kommunizieren durch Körpersprache, Mimik und andere Signale, die oft missverstanden werden. Wenn diese Signale ignoriert werden, bleibt die Ursache des Verhaltens unadressiert. Es ist wichtig, Hunde ganzheitlich zu verstehen und ihnen zu helfen, sich sicher und gehört zu fühlen.
Weitere alte Kindererziehungsmethoden auf Hunde übertragen
Ein weiteres großes Missverständnis ist, dass Hunde durch Training lernen müssen, ruhig zu sein. Ruhe kann nicht trainiert werden, es ist eine Frage des Wohlbefindens. Übrigens ist das auch wieder eine alte Geschichte aus der Kindererziehung. Manch einer wird sich erinnern an Bücher wie: Das Kind kann schlafen lernen. Na klingelt da was?
Auch das Ignorieren eines Hundes, wenn er "falsches Verhalten" zeigt, erinnert an Methoden aus der alten Kindererziehung. Aber auch das ist kontraproduktiv. Ein Hund, der zeigt, dass er mit einer Situation nicht klar kommt, kann nicht einfach ignoriert werden. Bei Kindern macht man es hoffentlich auch nicht mehr. Das böse Kind mit Ignoranz strafen.
Das Wohlbefinden des Hundes steht heute im Mittelpunkt
Die Erziehung eines Hundes geht über Verhaltensweisen formen wie auch immer hinaus. Es geht darum, ihre emotionalen, physischen und sozialen Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Vertrauen und eine sichere Umgebung sind die Grundlage für eine positive Beziehung. Hunde sollten nicht nur Gehorsam lernen, sondern auch Vertrauen in ihren Besitzer aufbauen können.
Die Herausforderung des Wandels
Ich weiß, dass nicht jeder diesen Wandel mitmacht. Alte Gewohnheiten und Vorstellungen über Hunde sind schwer abzulegen. Aber der Wandel braucht Zeit. Jeder Schritt in die richtige Richtung hilft, das Leben von Hunden zu verbessern. Es geht darum, Bewusstsein zu schaffen und respektvoller mit unseren Hunden umzugehen.
Mehr darüber in meinem Webinar
Ich freue mich darauf, mehr darüber zu erzählen, wie wir die Hundesprache heute besser verstehen können und wie wir effektiv mit unseren Hunden kommunizieren. Es wird eine spannende Reise, die das Leben mit Hunden viel einfacher und erfüllender macht.
Comments