Welpenaufzucht frei lebende Hunde
Um Welpen richtig aufzuziehen benötigt es die Kenntnis, wie zum Beispiel frei lebende Hunde ihre Welpen aufziehen. Denn 70 Prozent der gesamten Welthundepopulation leben als Streuner.
Die Welpenzeit sieht hier folgendermaßen aus: Die Welpen werden mit 7-13 Wochen abgestillt und bleiben meist im Rudel. Einzelne verlassen das Rudel mit 9 Monaten. Meist helfen der Vater, Tanten und Oma bei der Aufzucht. Das heißt auch das die Welpen niemals alleine gelassen werden. Wenn die Mutter weg ist, passen andere erwachsene Hunde auf. Ein Grund ist auch, dass heulende Welpen, die alleine sind, Beutegreifer anlocken könnten.
Welpen, die in Menschenhand aufwachsen, werden mit 5-6 Wochen entwöhnt, um den frühen Auszug mit 8 Wochen zu gewährleisten. Eigentlich bräuchten sie hier ihre Mutter noch sehr. Oft macht es Sinn, wenn der Welpe bis zur 10. Woche mindestens beim Züchter bleibt und noch Kontakt zur Mutter bzw. sogar zu anderen erwachsenen Hunden hat. Im Alter von 8 Wochen ist der größte Fehler dann den Welpen alleine zu lassen, besonders über Nacht. Das kann er noch nicht. Auch würde eine Hundemutter und die Geschwister noch in der 10-12. Woche dafür sorgen, dass der Welpe Beißhemmung, Hundekommunikation und Sauberkeit weiter entwickelt. Ein Welpe im Alter von 8 bis 12 Wochen braucht daher nur Fürsorge, Verständnis und Unterstützung um in unserer Menschenwelt zurecht zu kommen.

Erster Tag im neuen Zuhause
Lass den Welpen ankommen und begleite ihn ruhig durch sein neues Zuhause. Bleibe bei ihm. Welpen schlafen länger und besser bei dir. Man kann ihnen eine Ecke im Schlafzimmer einrichten und mit undurchlässigen Unterlagen belegen. Am besten schläft er bei dir im Bett oder baue eine Erhöhung, die an dein Bett grenzt. Keine Sorge, dass kann man später ändern.
Zweiter Tag
Der Welpe hat noch Stresshormone vom ersten Tag. Beachte dies und setze ihn keinem erneuten Stress aus. In der achten Woche können Welpen noch sehr sensible Phasen haben mit großen Ängsten. Habe einfach Verständnis auch wenn er einfach bellt und um sich beißt.
Die weiteren Tage
Versuche deinem Welpen jeden Tag etwas neues zu bieten. Trage mal einen Hut, neuen Geruch (Creme), ein neues Spielzeug. Wenn mal ein Tag aufregend ist, muss danach ein sehr ruhiger Tag folgen.
Sicherheit
Jedes Lebewesen braucht Sicherheit. Ein Welpe braucht eine Person in der Nähe, der er vertrauen kann. Routinen sind wichtig. Sage deinem Welpen, was du machst. Wir gehen raus, da ist ein Hund, willst du essen und so weiter. Akzeptiere, dass dein Welpe in Ruhe essen und schlafen kann. Nehme ihm kein Essen weg, wenn möglich. Lasse die Kinder nicht an seinen Schlafplatz. Nehme deinen Welpen nicht einfach hoch. Sondern übe dies mit Ankündigung.
Schlaf
Welpen brauchen 20 Stunden Schlaf. Wir schlafen 50% weniger. Gerade Schlaf ist in dieser ersten Phase wichtig. Bei Sonnenuntergang und -aufgang sind Hunde allgemein am aktivsten. Das sieht man auch bei streunenden Hunden, denn da kann man am besten essbares suchen. Daher wird euer Welpe früh morgens und abends am aktivsten sein und ab und zu seine Monsterzeit bekommen. Das ist normal und gibt sich mit der Zeit. Wenn dein Welpe schlafen muss (spätestens nach 2 Stunden), helfe ihm dabei. Gib ihm etwas zu kauen oder lass ihn sein Futter suchen und setze dich zu ihm auf den Boden, bis er bei dir einschläft. Lasse deinen Welpen wählen, wo er schläft, sei bei ihm. Ruhe kann man nicht lernen, Ruhe gehört zum Leben. Spiele keinen wilden Spiele mit dem Welpen sonst wird es zu seinem Standardverhalten.
Spazieren Gehen
Ziehe deinem Welpen das Geschirr(Y-Geschirr) in seitlicher Position ein. Beuge dich also dabei nicht über ihn und nehme eine mindestens 3m lange Leine. Schließe die Verschlüsse des Geschirrs leise. Mache qualitativ gute Spaziergänge. Wenn dein Welpe erst nicht weiter will, darfst du ihn hochnehmen und dann wieder absetzen. Locke ihn dann aber nicht weiter, wenn er Ängste zeigt. Gehe dann wieder zurück. Gehe nicht zu schnell. Der Welpe bestimmt das Tempo. Gehe an einem ruhigen sicheren Ort und lasse ihn auch einmal klettern. Kleine physische Herausforderungen fördern die Selbstständigkeit und Sicherheit. Lasse den Welpen Futter suchen oder schmiere auch einmal etwas Futter auf eine Baumrinde. Setze dich einfach mal auf eine Bank und schau, ob dein Welpe gemeinsam mit dir zur Ruhe kommt.
Wenn der Welpe nach dem Spaziergang ruhelos oder wild wird, dann war es zu viel.
Ernährung
Bis 4 Monate erhalten Welpen noch 4-6mal am Tag Futter, es sei denn sie zeigen, dass sie weniger oft essen wollen. 3-6 Monate dann 3mal am Tag und dann 2mal. Sehr reaktive Hunde sollten ein Leben lang 3mal am Tag Futter bekommen, damit der Blutzuckerspiegel möglichst gleich bleibt. Bei einem richtig ernährten Hund fühlt man die Rippen aber nicht zwischen den Rippen und man sieht keine Becken- und Wirbelknochen. Lass deinen Welpen bedingungslos stressfrei essen. Bitte kein Training im Zusammenhang mit der Futtergabe. Hund essen übrigens gerne in Gemeinschaft. Also wenn die Menschen essen, freuen sich Hunde auch über ihr Futter.
Streunerhunde ernähren sich zu 53% von tierischem und Insekteneiweiß, 24% Gemüse oder Obst und 21% tierische und menschliche Hinterlassenschaften.
Die Ernährung ist also sehr variabel. Wenn ein Hund also immer sein Trockenfutter bekommt, kann es zu Langeweile kommen. Man darf seinem Welpen durchaus Fisch, Fleisch, Obst, Gemüse und Ei zum Futter geben. Dies verhindert auch das der Hund nach anderem Essen bettelt. Das eigentliche Futter sollte so hochwertig wie möglich sein. Trockenfutter kann den Welpen schon einmal schmerzen, weil der Kiefer noch weich ist, und beim Zahnwechsel. In der Natur bekommt der Welpe bis zu 6 Monaten Futter von der Mutter vorgewürgt. Welpen sind also eher weiches Futter gewöhnt.
Einen Teil des Futters sollte man den Welpen suchen lassen. Diese mentale Stimulation fördert die Konzentration und beruhigt. Mache diese Futtersuchspiele aber immer nur, wenn der Welpe so gut wie satt ist, da sonst bei der Suche Frust entstehen kann. Auch eine Suche mit leerem Magen produziert zu viel Magensäure, die schaden kann.
Der Welpe muss die Wahl haben
Die Wahl zu haben, bedeutet die Freiheit selbst zu sein. Lasse deinen Welpen verschiedene Leckerchen, Kausachen und Spielzeug wählen und auch über möglichen Sozialkontakt entscheiden. Nicht jeder muss deinen Welpen streicheln. Lasse den Welpen möglichst entscheiden, wo er schläft. Lass ihn beim Spaziergang entscheiden wo lang er geht. Je mehr Selbstwirksamkeit ein Hund erfährt umso besser kann er später alleine bleiben.
70% der auf unserer Erde lebenden Hunde treffen täglich mehrere Entscheidungen, was sie essen, wohin sie gehen, an wen sie sich binden usw..
Körpersprache lesen
Lerne die Körpersprache deines Welpen zu lesen. Denn eine negative Erfahrung in den ersten 18. Wochen deines Welpen, kann lebenslange Schäden haben. Die Sozialisierungsphase ist kurz. Es reicht aber wenn der Welpe pro Tag etwas neues kennenlernt. Denn die Sozialisierungsphase ist auch eine sehr sensible Phase.
Bürste deinen Welpen behutsam und fasse ihn streichelnd an mehreren Körperstellen an. Fühle, was ihm gut tut und stelle fest, ob er zum Beispiel an einigen Stellen sehr warm ist. Das bedeutet, dass die Muskeln erschöpft sind. Sobald er sich aber entziehen möchte, gestatte ihm dies und höre auf.
Neues Lernen kann der Hund ein Leben lang, wenn man eine gute Basis auf Vertrauen geschaffen hat.
Tagebuch führen
Schreibe auf, was mit deinem Welpen gut geklappt hat und lese es dir immer wieder durch. Schaue dir den Fortschritt an. Dein Ziel ist einen vertrauenden Hund groß zu ziehen, welcher mit dem menschlichen Alltag gut klar kommt.
Wenn der Welpe etwas tut, was du nicht möchtest
Nehme ihm die Gelegenheit es zu tun. Denke über den Grund nach. Gibt es Bedürfnisse, die nicht erfüllt sind? Hast du es zufällig belohnt.?
Welpen beißen
Beißen ist keine Aggression bei Welpen. Nimm deinen Welpen nicht einfach hoch und/oder halte ihn gegen seinen Willen fest. Es ist nur ein Welpe. Er macht das, weil er es bei seiner Mutter und Geschwistern getan hat. So üben sie Beißhemmung und Mutter und Geschwister haben Fell. Da tut es nicht so weh. Das wird noch bis zur 12. Woche sicher dauern. Achte aber darauf, dass die Bedürfnisse des Welpen erfüllt sind und dass du mit ihm ruhig spielst und nicht nur reagierst, wenn er schon in deine Arme beißt. Gehe dann entspannt irgendwo hin, wo er dich nicht erreichen kann. Trage keine flatternden Sachen. Gebe ihm etwas zu kauen, wenn du die Zeiten kennst, an denen es eher passiert (zum Beispiel, wenn die Kinder nach Hause kommen.
Eventuell schaffst du deinem Welpen ein Gehege in dem Spielsachen und Wasser sind. Lasse ihn da aber nicht alleine. Türgitter zum Flur sind auch erst einmal eine große Hilfe.
Hundekontakte
Lasse nur Kontakte mit gut sozialisierten Hunden zu. Streunerhunde leben zusammen mit ihren Welpen. Der Kontakt zu erwachsenen Hunden, die Welpen nicht maßregeln sondern einen ruhigen Umgang pflegen ist Gold wert.
Spielen mit gleichaltrigen sollte gut überwacht werden und ist am besten eins zu eins und von passendem Gewicht. Wenn man das Spiel unterbrechen will, kann man Welpen mit einem Spielzeug rauslocken und dann schauen, ob der Welpe von sich aus wieder hingeht. Das Spiel darf 15 Minuten nicht überschreiten.
Hundeschule
Ab der 9. Woche könnte der Welpe in die Hundeschule, wenn er neuem aufgeschlossen ist. Beachte das es hier kein Wettbewerb ist und dass der Welpe aufgeregt ist. Lasse ihn schon nach dem Aussteigen aus dem Auto erst einmal ankommen und Leckerchen suchen. Lasse ihn beim Warten am Tor nicht zu anderen Hunden an der Leine sondern halte ruhig Abstand. Erzähle deinem Hund ruhig, was gerade passiert. Locke deinen Welpen nicht mit Leckerchen über Geräte, die ihn scheinbar verunsichern. Damit negativierst du den Wert des Futters und sein Vertrauen in dich. Dinge, die der Welpe von sich aus erforscht, haben viel stärkere Wirkung auf ein selbstsicheres Verhalten.
Wir legen großen Wert darauf, dass sich Welpen bei euch sicher und gut aufgehoben fühlen, damit Lernen überhaupt auch erfolgen kann.
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