Warum dies so wichtig ist für ein zukünftiges angenehmes Miteinander auch in später schwierigen Situationen
Es braucht eine kleine Vorgeschichte, die auch etwas ausschweifend ist, weil ich sie gerade wieder erlebe mit einem kleinen Schleier der Verschönerung. Wer aber direkt wissen will, wie man Welpen ankommen lassen sollte, dann lies hier gerne weiter.
So leben Welpen bevor sie zu euch kommen und ihr solltet dies anfangs auch so weiter führen, sonst wird es richtig traumatisch für euch und den Hund. Hier erst einmal die Geschichte der Welpen vor Abgabe von Janne und ihren lieben Sieben:
Vor gut sieben Jahren hat Janne sieben Welpen zur Welt gebracht. Es war für mich faszinierend wie gut und instinktiv die Geburt ablief. Ein kleines Beispiel: wenn es galt die Nabelschnur zu durchtrennen, tat sie dies instinktiv mit ihren Backenzähnen. Das macht Sinn, denn diese flacheren Zähne, schließen die Nabelschnur gleichzeitig fest zu von beiden Seiten beim durchtrennen.
Bei jeder Wehe schaute sie mir tief in die Augen und stöhnte. Ich war tapfer. Keine Ahnung wie ich das geschafft habe. Im großen und ganzen lief alles gut. Nur eine Welpin ließ sich Zeit und ich war fast auf dem Weg zum Tierarzt mit allen. Als ich ihn anrief gab er mir und somit uns noch eine Stunde bis 14 Uhr. Dann sollten wir kommen, wenn der/die letzte nicht da war. Ich wusste, es wurden 7. Wir hatten vorab einen Ultraschall gemacht. Das half mir. Punkt 14 Uhr kam dann die schwerste. Es war Ennah, die heute noch bei uns ist. Sie war die dickste und ruhigste. Darin sollte ich mich täuschen. Sie war eher introvertiert. Die Knallerbse hat sie dann in ihrer Jugend raushängen lassen.
Die Welpen wuchsen bei uns im Wohnzimmer auf. Wir hatten einen Teil abgetrennt, indem sie ungestört spielen, zerstören, essen, trinken und nun ja sich auch lösen konnten. Mit der Zeit konnten sie das auf extra ausgelegten Einmalwickelunterlagen, wenn sie sie nicht zerfetzten. Im Gehege stand ein Sofa, auf das sich Janne immer zurück ziehen konnte. Sie konnte auch das Gehege verlassen, wie sie wollte. Ein Hocker auf jeder Seite des Zaunes hat dies ermöglicht. Anfangs habe ich noch bei allen unten geschlafen. Dann mit der Zeit ging das auch ohne mich.
Das Wiedersehen morgens war dann natürlich eine große Party. Dann ging es daran die Hinterlassenschaften der kleinen Racker zu entfernen. Die Freude über meine Anwesenheit war groß. Leider hoppelten sie in dieser Freude auch durch ihre Häufchen (irgendwann hört die Mutter auf diese zu fressen) und hüpften fröhlich an meinen Beinen hoch. Meine Taktik war dann: Erst einmal keine lange Hose tragen. Nackte Beine kann man einfach abwischen (ja man härtet ab). Mit zum Beispiel Rinderohren bewaffnet in das Gehege, diese in eine Ecke werfen und dann schnell, schnell, schnell reinigen. Ging so... Die freuen sich eben.
Das wäre sicherlich professioneller gegangen. Das war aber nie mein Ziel.
Wichtig war die liebevolle, fürsorgliche Vorbereitung auf ihr zukünftiges Leben.
Tatsächlich habe ich sie mit Rappeldosen spielen lassen. Falls ein zukünftiger Besitzer in seiner Verzweiflung mal darauf kommt, diese zu werfen. Sie werden sie apportieren. Sie wurden an Geräusche gewöhnt und all das was man so macht. Leider hatten sie auch einmal Würmer. Ich war entsetzt und der Tierarzt sagte nur. Hunde haben immer Würmer, auch wenn du deine Hündin regelmäßig entwurmst. So zeigt es sich eben manchmal. Nun gut, das hatten wir dann wieder im Griff.
Es waren Maikinder. Sie waren draußen und Janne hat ihnen gezeigt, wie man im Garten tiefste und riesige Löcher buddelt. Einer und immer wieder einer fiel trotz Sicherung zwei mal in den Teich. Das tat er auch später noch, als er mit einem Jahr bei uns zu Besuch war. Da glaube ich nun langsam an Absicht. Es war auch der einzige lockige. Vielleicht doch ein Wasserhund.
Als sie diese Freiheit kannten, kamen sie darauf Lösungen zu finden und dem Gehege in früher sehr früher Morgenstunde zu entkommen. Klettern und die dritte Dimension wurde entdeckt. Wenn ich dann im Bett lag, hörte ich es, kabumm und dann galoppierten 21 kleine Flauschpfoten über den Holzboden und hatten hörbar Spaß. Heute treibt mir der Gedanke ein Lächeln ins Gesicht. Damals nicht.
Nun gut, dann ging es runter. Hunde toben lassen und man konnte wenigstens das Gehege einigermaßen aufräumen. Täglich hatten wir 2 Maschinen Wäsche. Denn wir hatten viele Decken ausgelegt und mittlerweile Inkontinenzeinlagen aus Stoff dort als Hundeklo.
Als uns ein zukünftiger Welpenbesitzer einmal besuchte, fragte er, habt ihr frisch gestrichen. Nö, sagte ich, wissend, dass er den Ammoniak im Urin roch. Schon mal ein guter Ansatz, die Dinge positiv zu sehen.
Wir haben den Welpen viele Möglichkeiten der Erkundung, und körperlicher Bewegung Resilienz und Selbstwirksamkeit zu entwickeln. Janne war eine hervorragende Mutter. Bis auf einen Moment. In der Zeit in der man den Welpen zufüttert, kommt es auch vor, das die Mutter ihre Nahrung wieder hervorwürgt für die Welpen.
Janne hat das einmal gemacht. Sie lief nach dem Fressen in das Gehege. Hüpfte auf die dort vorhandene Couch und würgte und fraß das Ganze wieder auf. Wenn sie meint.
War ja auch nicht wirklich nötig.
Wenn ich den Welpen ihr Futter anfangs reines Rinderhack brachte. Dann habe ich gepfiffen, während ich zu ihnen lief. Sie haben somit die Freude auf Futter mit dem Pfeifen verknüpft und ich hoffe, dass ich somit eine gute Basis für einen Rückruf gesetzt habe.
Als sie dann etwas Trockenfutter bekamen, habe ich einen Teil genommen und es an sie verteilt. Sie saßen von selbst vor mir und ich habe den Namen genannt und dann bekam ein jeder sein Leckerchen. Das liegt nicht an meiner besonderen Trainerfähigkeit sondern daran, dass es hier eine Basis ein zufriedenes ausgeglichenes Welpenleben gab und wir uns vertraut waren.
Und nun macht mal eine kurze Denkpause, knuddelt eure Hunde. Denn wir gehen jetzt erst einmal raus. Ennah und Janne sitzen hier zu Recht und warten. Denn wer mich kennt weiß, dass ich zumindest meist tue, was meine Hunde von mir möchten.
Und nun der Punkt auf den ich hinaus möchte:
Wenn ihr diesen Welpen aus seiner Familienidylle oder gewohnter Welt (auch wenn sie nicht schön war) raus holt. Dann kommt es einer Entführung gleich. Ihr holt ein Baby in eine total fremde Welt. Möchtet ihr als Kind aus euer Familie geholt werden, in der noch nicht einmal eure Sprache gesprochen wird?
Wenn ihr diesen Punkt versteht, dann ist die kommende Erziehung nicht einfach aber auch nicht schwer und eher enttäuschend.
Das ist ein grundlegender Fehler, den viele Welpenbesitzer machen. Man glaubt, man kann ein entführtes Baby jetzt einfach so in die fremde Welt setzen und mittels Erziehung anpassen. Das geht garantiert in die Hose und die Welpen beißen, drehen durch und alle verzweifeln. Das ist nicht normal und muss nicht sein, wenn man einfach sich immer wieder verständlich macht. Das ist ein Baby, das erst einmal mit dieser riesen Umstellung klar kommen muss und das muss ich ihm irgendwie erleichtern.
Wie geht das? Wie war es beim Züchter? Hoffentlich gut. So gilt es einen schönen Bereich als Gehege für den Welpen abzutrennen. Dann kommt da Spielzeug, Decken, Wasser und Dinge zum Erkunden und Klettern rein. Dann setzt du dich dazu und bleibst in der Nähe. Dann erkundet man gemeinsam immer wieder ein Zimmer. Man hat Gitter in den Türen, dass andere Bewohner auch einmal in Ruhe kennengelernt werden können. Oder die Kinder, können sich erst einmal in Ruhe ausziehen und ihre Sachen ablegen, wenn sie nach Hause kommen während der Welpe einen Kong bekommt. Dann gibt es kein Gespringe zur Begrüßung oder sogar Klamotten beißen.
Bitte hier kein Sitz üben. Der Welpe kann hier noch nichts lernen. Außer das Sitz doof ist. Ja Rückruf kann man üben, während man zu Welpen pfeifend läuft und das Futter hinstellt. Auch hier ist Sitz kontraproduktiv und macht Futter zum Negativ Event.
Schafft für euren Welpen eine Ja Welt, also eine Welt in der ihr möglichst nicht ein Nein anwenden müsst. Ein Welpe muss nicht lernen, was ein Nein bedeutet. Das versteht eurer Hund später schon sehr gut, wenn ihr eine gute Basis habt.
Denn alles was den Welpen anfangs in seiner Selbstwirksamkeit stoppt wird ihm später die Eigeninitiative nehmen und ihr müsst immer für den Hund entscheiden.
Ein frustrierter und aufgeregter Welpe versucht, einen Ausweg für die angeregten Interaktionen zu finden, die auf die motorischen Muster des Hundes und den Einfluss seines genetischen Verhaltens zurückzuführen sind. Mit anderen Worten bei Frust und Aufregung zeigen alle Hunde Elemente aus dem Jagdverhalten je nach Rasse (siehe Blog zum Jagdverhalten). Er sucht eigenständig nach Beschäftigungen, die ihm helfen, einen Auslass für diese Energie zu finden. Frust ist dazu da, Lösungen zu finden. Die Lösung eines frustrierten Welpen ist nun mal, meist Beißen. Das hilft den Frust wieder abzubauen. Dann gilt es zu überlegen, wie kann ich dem Welpen helfen. Was führte zu dem Frust. Versuche dem Welpen Lösungen zu bieten, die er braucht, um eine bessere Beziehung zu schaffen und nutze es für ein zukünftiges Training. Es ist ein großes Missverständnis Welpen Ruhe beibringen zu wollen. Hier treibt man sie nur noch mehr in den Frust hinein (das gilt besonders für Arbeitsrassen).
Es ist wichtig, dass man die aufregenden Zeiten nutzt. Das führt dazu, dass man den Hund auch im späteren Leben bei Aufregung und Frust ansprechbar hält. Beißt er in das Stuhlbein, ok komm her, wir machen ein wildes Spiel und du beißt in das Spielzeug oder ich gebe dir etwas anderes zu beißen. Will er die Katze jagen, ok komm her ich werfe dir Leckerchen und wir machen hier die beste Jagd unseres Lebens. Wie man richtig mit Welpen und Hunden spielt, lernt ihr im Welpenkurs oder in unserem bald verfügbaren Video). Wir arbeiten so an unserer Beziehung und der Welpe lernt gleichzeitig, dass er auch bei Aufregung ansprechbar bleibt.
Ein jeder, der den vorigen Blog gelesen hat, weiß, dass Ennah rassebedingt schnell hochfährt. Sie ist aber für mich immer ansprechbar und sie reißt mich nicht um, wenn sie an der Leine hochfährt.
Ein Welpe und auch erwachsene Hunde müssen nicht lernen Frust auszuhalten, sondern sie sollten lernen dürfen eigene Wege aus dem Frust zu finden oder viel besser das ihnen von uns geholfen wird. Also genießt diese Situationen und macht einen Lernvorteil daraus anstatt gegen diese zu kämpfen.
Es ist wichtig, dass Menschen verstehen und diesen verständnisvollen und natürlichen Weg mit ihrem Welpen gehen. Es lohnt sich. Denn auch die Pubertät wird dann viel leichter für Hund und Mensch sein.
Dies war schon immer mein Ziel und es funktioniert auch und das besonders in schwierigen Zeiten. Denn das gemeinsame Leben ist leider nicht frei davon.
Unser neuer Welpenkurs ist genau abgestimmt auf diese Themen und hilft euch ganzheitlich und effektiv für ein gutes Miteinander. Im Kurs achten wir auf ruhiges Lernen und ein verständnisvolles Miteinander. Ich werde euch mit einigen Dingen überraschen. Es ist wichtig, dass ihr euch darauf einlasst. Daher schreibe ich hier darüber. Denn wer sich hier so gar nicht wieder findet, wäre enttäuscht. Das möchte ich nicht und möchte hier für Transparenz sorgen.
Ich freue mich auf euch und eure Welpen.
Andrea Jumpertz
Und hier noch ein Video zum Thema. Macht es eurem Welpen möglichst ähnlich, wie sie es vorher erlebt haben. Vor allen Dingen fürsorglich mit Spaß und Geduld. Dann ist Erziehung ein Kinderspiel:
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