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AutorenbildAndrea Jumpertz

Aufbruch in eine partnerschaftliche Hundewelt: Eine Reise von traditionellem Gehorsam zu ganzheitlichem Verständnis


Nach meinem Tierpsychologiestudium 2006 schipperte ich eine Weile im tiefen und trüben Wasser des Hundetrainings mit einem seltsamen Gefühl der Suche umher. Ich probierte vieles aus, erweiterte meine Fähigkeiten. Aber ein Gefühl, dass da etwas fehlte blieb, ohne dass ich es richtig wahr nahm.





Letztendlich waren es Menschen aus den USA wie Laura Donaldson, Grisha Stewart, Linda Michels, Andrew Hale aus England, Sindhoor Pangal aus Indien und viele mehr, die mich wissenschaftliche Fakten und neue Erkenntnisse zum Miteinander mit Hund lehrten. All diese Menschen plädieren für einen ganzheitlichen und somit partnerschaftlichen Ansatz im Sinne des Hundes.


Hundetraining aktuell dagegen richtet sich immer noch sehr stark nach menschlichen gesellschaftlichen traditionellen Normen, die Gehorsam und Kontrolle über Verständnis und Empathie setzen. Einmal etwas überspitzt gesagt, von Hunden wird zum Beispiel erwartet, dass sie sich ruhig und unauffällig in allen möglichen Situationen verhalten.


Wenn man aber Wert auf die Persönlichkeit, Lernfähigkeit, Widerstandsfähigkeit, traumatische Erfahrungen, Umweltpräferenzen, Rasse und genetische Herkunft, Alter und Gesundheit Rücksicht nimmt, bekommt zum Beispiel das so genannte Ungehorsam eine ganz andere Wertigkeit. Meist kann aber ein Hund aus Gründen seiner Individualität in manchen Situationen das verlangte Gehorsam gar nicht zeigen. Da geht es nicht darum, dass er nicht will. Das zu verstehen ist essentiell. Denn nur so ist man in der Lage sich auf die Seite seines Hundes mit all seinen Emotionen zu stellen und ihm entsprechend ursächlich zu helfen. Auch eine echte Bindung zum Hund entsteht nur durch diese Haltung seines Menschen. Wenn es hier stimmt, dann wird einem ein Hund auch einmal durch für ihn schwierige Situationen folgen.





Ich bin diesen neuen Weg mit meinen Hunden gerne gegangen und gehe ihn immer noch. Das heißt, ich achte so gut es geht auf die Bedürfnisse meiner Hunde. Meine Hunde dürfen eigene Entscheidungen treffen und ich schaue genau, was sie kommunizieren.


Des Weiteren bemühe ich mich, dass meine Hunde meine Sprache und Worte, die für unsere Kommunikation wichtig ist, verstehen und trainiere dies mit ihnen. Auf der Basis des Hundeverstehens und passender Kommunikation entsteht eine Bindung, die das so genannte Gehorsamkeitstraining sehr in den Hintergrund drängen. Auch in stressigen Situationen für die Hunde, zum Beispiel beim Tierarzt tun sie Dinge, die ich von ihnen verlange in scheinbar blindem Vertrauen. Das berührt mich sehr. Sie vertrauen mir, da wo es für sie möglich ist.


Wenn sie etwas stört oder nicht aushalten, dürfen sie zum Beispiel auch mal bellen. Ich nehme dies und sie dann wahr, schaue, wo ihr Problem liegt und unterstütze sie dabei dieses zu bewältigen. Es gibt so viele andere Möglichkeiten als bloßer Gehorsam. Letztendlich fühlt sich dies für mich auch wesentlich besser an nicht nur für meine Hunde.


Mein Ziel ist es, dieses tiefe Gefühl und das partnerschaftliche Miteinander auch anderen Hundebesitzern zu vermitteln. Weg von der Betrachtung von Hunden als zu kontrollierende Objekte hin zur Anerkennung ihrer Individualität mit Emotionen und Rechten scheint tatsächlich für viele Menschen sehr schwer zu sein. Hundetraining ist eben auch an Tradition und Ideologie gebunden. Die Änderung von Tradition und Ideologie ist schwierig und tatsächlich ist es sogar oft so, dass neue Ideologien erst einmal wieder dazu beitragen die alten Traditionen zu stärken. Denn Niemand lässt sich gerne seine Ideologie wegnehmen.

Aber dennoch halte ich es für dringend notwendig die Erkenntnisse der modernen Verhaltenswissenschaft zu Emotion und Kognition von Hunden zu akzeptieren und umzusetzen.





Statt ignorante Führung sollte wohlwollende Führung stattfinden. Hunde sollten als emotionale Wesen mit intrinsischen (von innen kommenden) Bedürfnissen nach Kommunikation, Wahlmöglichkeiten und Selbstwirksamkeit gesehen werden. Es geht darum, eine Bindung zu fördern und natürliche Verhaltensweisen zu ermutigen. Weiterhin ist es von großer Wichtigkeit eine Lernumgebung auf der Grundlage von Empathie anstatt Zwang bzw. Unterdrückung zu schaffen. Hierzu gehört auch die Ermutigung des Hundes natürliche Verhaltensweisen zu erfüllen bzw. erlebnisorientiertes Lernen (z. B. schnüffeln, graben, kauen, ausreichend Zeit zum Ausruhen, Spielen usw.).


Es wird Trainer Nachwuchs geben, die nach genau nach dieser partnerschaftlichen Methode einen arbeiten werden. Es wird vielleicht auch traditionelle Trainer geben, die es nicht mehr aushalten mit kognitiver Dissonanz (zwei widersprüchliche Überzeugungen) zu leben und dann zum rein partnerschaftlichen Ansatz wechseln, weil sie schon immer ein Bauchgefühl hatten, dass hier etwas nicht so richtig läuft. Denn mir ist es letztendlich auch so gegangen.


Wir werden sehen, wie es weitergeht. Die Hunde hätten eine Änderung verdient. Ich wünsche es mir von Herzen und begleite jeden Menschen gerne dabei in die Welt der Hunde einzutauchen und ein echtes Miteinander mit Hunden zu erleben.


Andrea Jumpertz

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